Thomas Hobbes - Kurzbiografie

Hobbes, National Portrait Gallery, London* 05.04.1588 - in Westport, Wiltshire
† 04.12.1679 - in Hardwick Hall, Derbyshire

1588, am 5. April wird als Sohn eines Landgeistlichen und einer Bauerntochter geboren. Im gleichen Jahr wird Mersenne geboren.

1592 Gassendi wird geboren.

1596 Hobbes erhält in Malmesbury Unterricht in den klassischen Sprachen, die er beim Verlassen der Schule so gut beherrscht, dass er eine elegante Übersetzung der Medea des Euripides in lateinischen Jamben anfertigen kann. Descartes wird geboren.

1603 Hobbes nimmt das Studium in Oxford auf. Sein College, Magdalen Hall, ist vom puritanischen Geist geprägt. Der Unterricht, den er genießt, ist eine Einführung in die aristotelische Logik und Physik. Hobbes findet zwar keinen Gefallen an seinem Studium, eignet sich aber den Stoff an und gilt als guter Disputant. Später hat er die auf den Universitäten herrschende Tradition der Philosophie scharf abgelehnt. Vor allem seine Äußerungen über Aristoteles sind fast immer polemisch; er nennt ihn einmal «den schlechtesten Lehrer, den es je gegeben hat, den schlechtesten Moral- und Staatsphilosphen». Von dessen Werken hat er nur die Rhetorik und die Tierkunde geschätzt.

1607 Hobbes erwirbt den Grad eines Baccalaureus Artium und damit das Recht, Vorlesungen über Logik zu halten. Indes ist er ebenso wenig wie die anderen großen Denker des 17. Jh. zur Universitätslaufbahn bestimmt gewesen; sein ganzes Leben hindurch hat er eine höchst kritische Einstellung zu den Universitäten und den Professoren gehabt.

1608 Hobbes wird Erzieher des Sohnes von Baron Sir William Cavendish of Hardwick, der 1618 zum Earl (Graf) of Devonshire erhoben wird. Einige Jahre danach wird er Privatsekretär des Sohnes. Diese Verbindung zu einer führenden Adelsfamilien Englands, aus der damals bedeutende Männer wie der philosophisch stark interessierte Earl (später Marquis) von Newcastle und er Mathematiker Sir Charles Cavendish hervorgingen, ist für Hobbes‘ weiters Leben bestimmend; sie gibt ihm die Möglichkeit zu ausgedehnten Studien und Reisen und bringt ihn in fruchtbaren Kontakt mit Gelehrten und Politikern.

1610 Der Lehrer tritt mit seinem Schüler eine dreijährige Reise durch Frankreich und Italien (Grand tour) an.
Galilei veröffentlicht den Sidereus Nuncius.
König Heinrich IV. von Frankreich wird von dem religiösen Fanatiker Ravaillac ermordet. Die Tat macht starken Eindruck auf Hobbes, wie seine Schriften zeigen. Nach der Rückkehr von dieser Reise widmet er sich jahrelang humanistischen Studien. In der Beschäftigung mit den Philosophen, Rednern und Historikern der Antike legt er die Fundamente seines Menschenbildes.

1624 Lord Herbert of Cherbury veröffentlicht sein Hauptwerk De Veritate ( in etwa: Von der Wahrheit), welches Hobbes, wie aus einem Brief des Jahres 1635 hervorgeht, hoch geschätzt hat.

1626 Francis Bacon stirbt. In seinen letzten Lebensjahren stand Hobbes in freundschaftlicher Beziehung zu ihm und unterstütze ihn bei der Übersetzung seiner Essays ins Lateinische.

1628 Hobbes gibt eine englische Übersetzung des Thukydides heraus, welche seine Freunde, die Dichter Ben Jonson und Robert Ayton, vor dem Druck prüfen. Hobbes‘ Vorrede zur Ausgabe, die ausgeprägtes Interesse an der Politik bekundet, ist für uns das früheste Zeugnis seines Denkens.

1629 Nach dem frühen Tod seines Patrons wird Hobbes Tutor des Sohnes einer englischen Adelsfamilie, mit dem er sich bis 1631 hauptsächlich in Paris aufhält. Er stößt zufällig auf die Elementa des Euklid und ist von der mathematischen Methode fasziniert. Dieses ist einer der Wendepunkte in seinem Leben; er beginnt, sich wieder mit philosophischen Problemen zu beschäftigen.

1631 Hobbes tritt erneut in den Dienst der Familie Cavendish, jetzt als Tutor des Sohnes. In einem der folgenden Jahre entsteht als erstes Zeichen seines philosophischen Denkens eine kleine Abhandlung über das Problem der Wahrnehmung (erst 1889 von Tönnies veröffentlicht).

1632 Galileis Hauptwerk Dialogo sopra i due massimi sitemi del mondo erscheint. Hobbes und sein Freund Charles Cavendish werden bald auf die Schrift aufmerksam.

1634 Hobbes begibt sich mit seinem Zögling erneut auf Grand tour. Bei einem längeren Aufenthalt in Paris lernt er Marvin Mersenne kennen, der im Mittelpunkt eines Kreises von Denkern und Naturforschern steht.

1636 Während eines Aufenthalts in Florenz knüpft Hobbes freundschaftliche Beziehungen zu Galilei an. Auf dieser Reise empfängt er entscheidende Anregungen. Bei seiner Rückkehr nach England hat er bereits die Grundlinien seiner Philosophie konzipiert. Der Kontakt mit Mersenne bleibt durch Briefe erhalten.

1637 Als weiteren Ertrag seiner humanistischen Studien gibt der Gelehrte einen anonymen englischen Abriss der Rhetorik des Aristoteles heraus.
Descartes veröffentlicht den Discours de la Méthode nebst den drei Essais de cette Méthode. Hobbes erhält ein Exemplar durch seinen Freund, den Philosophen Sir Kenelm Digby, der die Bedeutung des Discours sogleich erfasst. In Schottland beginnen die Unruhen anläßlich der Einführung einer neuen Gottesdienstordnung durch den Staat.
1640 Die Aufstände greifen nach England über; das «Kurze Parlament» wird durch das «Lange Parlament abgelöst. Angesichts dieser politischen Entwicklung und auf Veranlassung des Grafen von Newcastle verfasst Hobbes die Abhandlung Elements of Law Natural and Poltic. Er wird durch sie beim Parlament als Royalist mißliebig und flieht nach Frankreich. Das ganze folgende Jahr verbringt er im Exil.

1641 Descartes veröffentlicht die Meditationes de Prima Philosophia. Hobbes verfasst Einwände gegen sie und verkehrt in Paris mit dem Kreis um Mersenne. Zudem führt er eine Kontroverse mit Descartes über Probleme der Optik.

1642 De Cive wird gedruckt. In England bricht der Bürgerkrieg aus.

1644 Hobbes arbeitet an seiner Naturphilosophie. Mersenne publiziert in seinen beiden Werken Ballistica und Cogitata Physico-Mathematica Teile von Hobbes‘ Untersuchungen zur Wahrnehmung und Optik.
Descartes veröffentlicht die Principia Philosophiae.

1645 Gassendi übernimmt eine eine Professur für Mathematik in Paris und kommt in nähere Berührung mit Hobbes. Sir Charles Cavendish verfasst einen Bericht über die Prinzipien der Hoobbeschen Naturphilosophie für Joachim Jungius in Hamburg.

1646 Hobbes verfasst eine Abhandlung A Minute or First Draught of the Optiques, worin er sich erneut mit Descartes auseinandersetzt. Er führt ein Gespräch mit Bischof Bramhall über das Problem der Willensfreiheit, das später zum Anlass einer langen Kontroverse wird. Hobbes‘ wichtigste Schrift hierzu erscheint 1656: The Questions concerning Liberty, Necessity, and Chance. Im Herbst des Jahres wir er als Mathematiklehrer für den in Paris weilenden Prince of Wales, den späteren King Charles II., berufen.

1647 De Cive erscheint in endgültiger Fassung. Der Autor erkrankt so schwer, dass er seine Manuskripte einem Freund übergibt, weil er zu sterben fürchtet.
Gassendi veröffentlicht De Vita et Moribus Epicuri.

1648 Descartes besucht zum letzten Mal Paris, wobei er und Hobbes sich begegnen. Mersenne stirbt.

1649 King Charles I. wird verurteilt und hingerichtet. In England herrscht jetzt Oliver Cromwell. Hobbes beginnt die Arbeit am Leviathan.

1650 Auf Sir William Davenants Vorrede zum Epos Gondibert entwickelt Hobbes eine Entgegnung, worin er eine Poetik am Leitfaden seiner philosophischen Prinzipien entwirft. Nun stirbt Descartes.

1651 Der Leviathan erscheint in London. Das Werk wird am Hofe des frz. Königs sehr ungünstig aufgenommen, er wird des Verrats und des Atheismus beschuldigt. Damit fühlt er sich bedroht und kehrt gegen Jahresende nach England zurück, wo er sich der Republik unterwirft und deshalb unbehelligt in London lebt.

1653 Der Baccalareus Artium wird in eine Debatte um die Reform der englischen Universitäten verwickelt; er fordert ihre Säkularisierung. Er folgt einer Einladung des Earl of Devonshire und verbringt von nun an sein Leben v. a. auf dessen Besitzungen.

1655 Hobbes publiziert De Corpore. An diese Schrift knüpft sich eine lange und unersprießliche Kontroverse mit dem Oxforder Mathematikprofessor John Wallis, der es um die Quadratur des Kreises und die Algebraisierung der Geometrie geht.
Gassendi stirbt.

1658 De Homine wird veröffentlicht.

1660 Die Restauration der Stuarts in England gelingt. Hobbes wird von seinem Freund und späterem Biografen John Aubrey zum Einzug des Königs nach London gerufen. Charles II. nimmt ihn leutselig auf und setzt ihm eine Pension aus.

1662 Gründung der Royal Society, die zum Mittelpunkt des experimentellen naturwissenschaftlichen Forschens in ganz England wird. Zu ihren ersten Mitgliedern gehören sowohl Freunde als auch Gegner von Hobbes, der selber nicht aufgenommen wird.

1666 Nach der großen Pest- und Brandkatastrophe fordert die Geistlichkeit eine Untersuchung gegen angebliche atheistische Schriften, vordergründig gegen den Leviathan. Hobbes verbrennt darauf aus Furcht einen Teil seiner Papiere. Das Verfahren wird aber niedergeschlagen.

1668 Hobbes vollendet Behemoth or the Long Parliament, eine kritische Geschichte der Bürgerkriegsepoche (1640–1660), für die ihm jedoch die Druckerlaubnis verweigert wird. Ebenso erscheint eine lateinische Gesamtausgabe seiner philosophischen Schriften in Amsterdam und nicht in England.

1672 Der Freund klassischer Sprachen verfasst eine Autobiografie in lateinischen Distichen.

1673 Die Übersetzung der homerischen Epen in englische gereimte Jamben wird seine letzte Profession. Die Odyssee erscheint teilweise noch im selben Jahr, die gesamte Ausgabe dann 1675.
Die Ilias folgt 1676 und im Jahr darauf gibt es eine Edition mit beiden Werken des altgriechischen Poeten.

1679 Am 4. Dezember stirbt Hobbes mit 91 Jahren nach langer Krankheit (Schüttellähmung).

1683 In Oxford, der Stadt, wo er selber Student war, werden seine Schriften verurteilt und öffentlich verbrannt.

 

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Zitat

"Alles Vergnügen des Geistes, alle seine Freude beruht darauf, dass er, wenn er sich mit anderen vergleicht, Gelegenheit habe, über sich selbst recht hoch zu denken."

- Thomas Hobbes